Eine chassidische Geschichte am Israelsonntag

Klagemauer
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Sonntag, 21.08.2022 - 

Der kommende Sonntag, 21.8.2022, trägt den Namen Israelsonntag und ist gedacht als Erinnerungssonntag. Er steht zeitlich in Zusammenhang mit dem jüdischen Festjahr, und zwar dem 9. Aw. Aw ist in dem von Israel übernommenen babylonischen Kalender der 5. Monat im Jahr. (Er liegt zwischen Juli und August nach unserer Zählung.)

Am 9. Aw erinnert sich die jüdische Gemeinde traditionell der Zerstörung des „ersten Tempels“ von Jerusalem 586 v.Chr., der Zerstörung des „zweiten Tempels“ 70 n.Chr., der blutigen Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes 135 n.Chr. und der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492. Erst der Holocaust hat in unseren Tagen einen eigenen Gedenktag erfordert.-

Das sind alles keine schönen Erinnerungen, an denen wir Christen in Solidarität mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern teilhaben. Hinzu kommen unsere eigenen Erinnerungen an Leid, das wir Anderen zugefügt haben und Leid, das wir selbst zu ertragen hatten. Und das alles gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch und besonders für die Gegenwart: Es gibt keine Gegenwart ohne Leid in dieser Welt – ohne Leid, das wir zufügen – sei es Anderen, sei es uns selbst; - und ohne Leid das wir zu ertragen haben, das uns zugefügt wird.

Und wie geht die jüdische Gemeinde mit solch leidvollen Erinnerungen um?

Nun ... – sie erzählen einander Geschichten. Dahinter steht die Idee, dass von Geschichten etwas Heilsames ausgehen kann. Vorausgesetzt, wir lassen uns mit Herz und Seele auf sie ein. Ansonsten bleibt es bei einer "erbaulichen" Geschichte. Wellness ohne Tiefgang.

Diese Tradition werde ich aufgreifen und über eine "chassidische" Geschichte predigen, die im Judentum gerne am 9. Aw erzählt wird

Herzliche Einladung zu diesem besonderen Gottesdienst, der wie immer am Sonntag um 10 Uhr in der Jakobuskirche gefeiert wird. (Pfarrer Dr. theol. Lothar Malkwitz)